Wir beiden Brüder Dietmar und Dagobert Dahse saßen am Heiligabend des Jahres 1989 zusammen im elterlichen Wohnzimmer in Glövzin – einem kleinem Dorf im Nordwesten Brandenburgs- und redeten bei einem Glas Cognac über die aufregende neue Zeit.
Was gewesen ist, wussten wir; dass es nicht so bleibt, wussten wir auch; aber was die neue Zeit bringen wird, wussten wir nicht.
Aus der Erfahrung unserer Familie und im Gespräch mit unseren Eltern reifte der Entschluss selbstständig zu werden und unsere Geschicke in die eigene Hand zu nehmen. Und so kündigten wir beide im Frühjahr 1990 unsere Arbeitsverträge in unseren Betrieben und kauften die Konsumgaststätte, in der Dietmar bereits seit 1981 Gastwirt war.
Nach umfassenden Renovierungsarbeiten eröffneten wir am 8. August 1990 als Dahses Gasthaus und aus der ehemaligen Konsumgaststätte ist ein Landhotel geworden, das neben einem Restaurant auch Zimmer und einen Saal bietet.
1994 fingen wir an, unseren elterlichen Bauernhof mit seiner besonderen Atmosphäre gastronomisch zu erschließen und eröffneten am 1. April 1997 unser zweites Hotel unter dem Namen Dahses Erbhof. Aus dem alten Kuhstall wurde das Grillrestaurant Der Kuhstall; auf dem Heuboden entstanden moderne Hotelzimmer; Mutters Garten musste einer Vier-Bahnen-Bundeskegelbahn weichen. Sowohl die Scheune als auch der ehemalige Schaftstall als Kaminzimmer können heute für Feiern aller Art genutzt werden.
Wir sind sehr dankbar und freuen uns mit unseren Mittarbeitern darüber, dass unsere beiden Hotels von Beginn an eine große Akzeptanz bei unseren Gästen erfahren haben. Wir werden mit Freude und Fleiß daran arbeiten, dass Sie sich auch in Zukunft in unseren Häusern wohlfühlen.
Ihre Familie Dahse sowie das gesamte Team
Wie der Name Erbhof bereits vermuten lässt, ist unser Hof seit Generationen in Familienbesitz. In der Regel wurde er dem ältesten Sohn übergeben; nur wenn männliche Nachkommen fehlten oder früh verstorben sind, bekam ihn die älteste Tochter. Erstmals erwähnt wurde unsere Familie auf diesem Hof im Jahre 1656, damals noch als Untertan der jeweiligen Herrschaft in Stavenow, einem ehemaligen Gut in der historischen Landschaft Die Prignitz, welche schon immer Teil der Mark Brandenburg war.
In den 20iger Jahren des 19. Jahrhunderts konnten unsere Vorfahren sich dank der Stein-Hardenbergschen Reformen von der Untertänigkeit loskaufen und als freie Bauern ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Sie haben die Zeit genutzt und über Genrationen hinweg einen stattlichen Hof errichtet.
Unser Vater, Werner Dahse, war der letzte Bauer auf diesem Hof. Als er 1950 aus russischer Kriegsgefangenschaft heim kam, übernahm er ihn von seinem Vater und führte ihn den Widrigkeiten der kommunistischen Herrschaft trotzend erfolgreich weiter.
Im Jahr 1960 wurde Werner Dahse durch die landesweite Kollektivierung in der DDR enteignet und musste Mitglied der neu entstandenen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, der sogenannten LPG, werden. Er konnte sich mit dieser Situation und den damit verbundenen Schikanen nicht abfinden und ist 1965 trotz der Androhung von Strafe und Repressalien aus der LPG ausgetreten. Seinen Hof bekam er nicht zurück; auch das Land, die Tiere und sämtliche Maschinen blieben bei der LPG.
Das Einzige und ihm das Wichtigste, was er zurückbekam, waren seine Freiheit und seine Unabhängigkeit. Durch die Pacht von landwirtschaftlichen Kleinstflächen und den Erwerb von Vieh konnte er zusammen mit seiner Ehefrau Marianne und seinen insgesamt vier Kindern Landwirtschaft in kleinem Stil betreiben und so den Hof über die Zeit bringen.
Am 9. November 1989 fiel in Berlin die Mauer, die Herrschaft der Kommunisten wurde beendet und Deutschland wieder ein geeintes Land. Durch die Auflösung der LPG bekamen wir unser Eigentum zurück und alle auf diesem Hof waren dankbar dafür, dass wieder rechtmäßige Verhältnisse herrschten. Werner Dahse, der nie den Glauben an ein geeintes Deutschland verloren hat, durfte das noch erleben. Im Jahre 1992 überschrieb er uns beiden Söhnen den Hof und hat damit die Aufgabe seiner Generation erfüllt.